Montag, 17. Mai 2010

Leopard

„Sie wachte auf. Blinzelte in die Finsternis. Atmete mit weit aufgerissenem Mund durch die Nase. Blinzelte wieder. Spürte eine Träne über ihre Wange laufen, spürte, wie sie das Salz alter Tränen auflöste. In ihre Kehle rann kein Speichel mehr, ihre Mundhöhle war trocken und wie erstarrt. Die Wangen wurden von dem inneren Druck fest nach außen gewölbt. Der Fremdkörper in ihrem Mund schien ihren Kopf sprengen zu wollen. Was war das? Was war das bloß? Sie wäre nach dem Aufwachen am liebsten gleich wieder in der dunklen, warmen Tiefe versunken, die sie im Schlaf umgeben hatte. Die Spritze, die er ihr gegeben hatte, wirkte noch immer, aber sie spürte, dass die Schmerzen im Anmarsch waren. Spürte das an den langsamen, dumpfen Schlägen ihres Pulses und an der ruckweisen Bewegungn des Blutes in ihrem Gehin. Wo war er? Stand er direkt hinter ihr? Sie hielt den Atem an und lauschte. Es war nichts zu hören, aber sie spürte seine Anwesenheit. Leopard.“

Puh, dieses Buch ist wirklich ziemlich starker Tobak. Es ist, glaube ich, das dritte Buch dieser Thriller-Reihe von Jo Nesbø mit seinem Hauptkomissar Harry Hole welches ich gelesen habe, doch dieses hier war das mit Abstand härteste. Nesbø hat eine unglaublich bildliche Sprache, die einem einen grausamen Mord ziemlich deutlich vor Augen führt und in diesem Buch gibt es viele grausame Morde!
Ich hatte das Buch nach den ersten Seiten fast zur Seite gelegt, weil es einen ziemlich mitnimmt, aber ich wollte doch wissen was mit Harry Hole ist.
Harry Hole hatte nach dem letzten Fall gekündigt und hat sich nach Hongkong abgesetzt. Dort wird er von einer jungen Polizistin, im Auftrag der Mordkomission, aufgespürt und überredet nach Norwegen zurückzukommen. Hole ist Spezialist bei Serienmördern und die Polizei in Oslo kommt ohne ihn nicht klar. Zwei Morde sind schon geschehen und es werden noch weitere folgen.

Die Geschehnisse nehmen immer wieder überraschende Wendungen und man hetzt fast atemlos durch dieses Buch, weil man endlich wissen will wer dahintersteckt.
So war es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn es teilweise große Überwindung gekostet hat weiterzulesen, weil die harten Beschreibungen einem fast selber Schmerzen zufügen.

Im letzten Viertel waren mir die Wendungen schließlich auch fast zuviel. Immer wieder denkt man, so jetzt muß der doch der Verursacher, der Mörder sein, aber Nesbø kann einen ganz gut in die Irre führen und alles in die Länge ziehen. So wären zwei oder drei Wendungen sicher zufriedenstellender gewesen.
Doch das Buch ist so packend geschrieben, dass man es nicht einfach beiseite legen kann und man will schließlich wissen wie es ausgeht.
Jemandem, der kein Blut „sehen“ kann und bei Grausamkeiten sehr mitfühlt kann ich dieses Buch allerdings nicht empfehlen – es ist schon fast splattermäßig geschrieben und für mich war es ziemlich hart an der Grenze.
Wer damit kein Problem hat kann mit fast 700 Seiten Spannung rechnen.
Übrigens ist es kein Muß die anderen Bücher mit Harry Hole gelesen zu haben, manche Sachen über ihn werden einem dann verständlicher, aber der Fall ist auch ohne seine Hintergrundgeschichte spannend.

1 Kommentar:

  1. Da ich ziemlich auf blutrünstig stehe, werde ich mich wohl auf der Suche nach diese Bücher machen müssen! Danke für die Beschreibung!
    Liebe Grüsse - Irma

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