Donnerstag, 4. November 2010

Die Bibliothek der Schatten


Luca Campellis Wunsch, umgeben von seinen geliebten Büchern zu sterben, ging an einem späten Oktoberabend in Erfüllung.
Natürlich ist das einer dieser Wünsche, die nie konkret ausgesprochen oder gedacht werden, aber jeder, der Luca in seinem Antiquariat gesehen hatte, wusste, dass es gar nicht anders sein konnte. Er bewegte sich zwischen den Bücherstapeln seines kleinen Ladens „Libri die Luca“ wie in seinem Wohnzimmer und führte jeden Kunden ohne zu zögern exakt zu dem Regal oder Stapel, in dem das gewünschte Buch steckte. Lucas Liebe zur Literatur offenbarte sich jedem Kunden schon nach wenigen Sätzen, und dabei war es vollkommen unwesentlich, ob es sich um ein abgenutztes Taschenbuch oder eine seltene Erstausgabe handelte. Ein solches Wissen zeugte von einem langen Leben mit Büchern, und Lucas Autorität und Souveränität, die er zwischen den Regalen des Antiquariates an den Tag legte, machten es einem schwer, ihn sich nur außerhalb der vertrauten Atmosphäre aus gedämpfter Andächtigkeit vorzustellen.
Deshalb war dieser Abend etwas Besonderes, denn abgesehen davon, dass es Lucas letzter sein sollte, war eine ganze Woche vergangen, seit er zuletzt einen Fuß in sein Antiquariat gesetzt hatte. Voller Vorfreude fuhr er mit dem Taxi direkt vom Flughafen zu seinem Laden in Versterbro in Kopenhagen. Während der Fahrt konnte er kaum stillsitzen, und als der Wagen endlich anhielt, hatte er es so eilig, das Taxi zu verlassen, dass der Fahrer ein mehr als großzügiges Trinkgeld bekam, damit er nicht noch lange Wechselgeld heraussuchen musste.

aus: Mikkel Birkegaard, Die Bibliothek der Schatten, Page & Turner Verlag

Ein Buch über Bücher lässt natürlich das Herz eines jeden Buchliebhabers höher schlagen, doch im Endeffekt geht es um Menschen und was diese mit Büchern machen. Luca hatte eine Gruppe von Menschen um sich versammelt, die die Geschichten in den Büchern fast lebendig werden lassen können und somit Einfluß auf andere Menschen ausüben.
Das ist eine Welt, die man so erstmal hinnehmen muß und auch Jon, Lucas Sohn, kann mit dieser Welt zuerst nicht viel anfangen. Bis er schließlich doch mit hineingezogen wird und auch den Tod an seinem Vater aufklären möchte.
Das ist spannend geschrieben und hält die Spannung auch über weite Teile des Buches. Erst im letzten Fünftel fand ich die Ideen des Schriftstellers dann doch etwas konstuiert und ein unbefriedigendes Ende kann alles zunichte machen.
Insofern kann ich das Buch nur beschränkt empfehlen, aber das ist sympomatisch für alles was ich in letzter Zeit gelesen habe. Alles nicht besonders zufriedenstellend und oft enttäuschend.

So hatte ich auch von Ian McEwan „Solar“ gelesen, aber ich hätte meinem Impuls nachgeben sollen und es nach dem ersten Kapitel weglegen sollen. Doch ich hatte bis dahin einiges von McEwan gelesen und konnte mir einfach nicht vorstellen, daß es nicht doch besser werden sollte. Aber die Hauptperson war mir sowas von unangenehm und teilweise waren richtige Slapstickeinlagen zu lesen und das ist nun so gar nicht meins. Fazit: die Zeit hätte ich besser nutzen können.

Im Moment habe ich ein Buch von Colum McCann angefangen und ich glaube das könnte was werden....

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